Vereinsgeschichte

Die Geschichte eines Sportvereins ist auch Spiegelbild der deutschen Geschichte. Als sich der Ruder-Club "Werder" 1887 gründete, gab es den Deutschen Ruderverband (DRV) gerade einmal vier Jahre. 1889 wurde auch "Werder" in den DRV aufgenommen. Zu dieser Zeit war es kaufmännischen Lehrlingen mit Lehrkontrakt verboten, Mitglied irgendeines Vereins zu werden und der Amateuerparagraph des DRV schloss Arbeiter von der Teilnahme an Wettkämpfen aus. "Wer seinen Lebensunterhalt mit seiner Hände Arbeit verdiente, galt nicht als Amateur", so dass Rudern den höheren, gebildeten Schichten vorbehalten blieb. Trotzdem wuchs der Ruderclub kontinuierlich, ehe das Wachstum durch den 1. Weltkrieg jäh unterbrochen wurde. 17 Sportfreunde ließen in den Kriegswirren ihr Leben.

In den 20er-Jahren erfuhr "Werder" einen beachtlichen Aufschwung. Der Verein platze aus allen Nähten und 1922 wurde der Beschluss gefasst, sich mit dem benachbarten "Magdeburger Ruder-Verein" unter Beibehaltung des Namens zusammenzuschließen, um Kräfte und Kapazitäten zu bündeln. Die Verschmelzungsfeier fand am 9. Dezember 1922 statt. Diese Fusion stand wohl unter keinem guten Stern, denn schon zwei Jahre später verließen die Mitglieder des "alten" Ruder-Club "Werder" fast geschlossen den Verein und gründeten sich im Januar 1925 unter dem Namen "Rudervereinigung Alt-Werder" neu.

Bootstaufe im provisorischen Domizil auf dem Werder Ende der 1920er Jahre. In der Mitte der Vorsitzende Clemens Donnerberg.


Der neue Verein stand ohne Haus und Boote vor einem Neuanfang. Noch vor der Einweihung des neuen Bootshauses in Buckau feierte "Alt-Werder" die ersten Meisterschaftlorbeeren für die Stadt Magdeburg: Gerhard von Düsterlho und Herbert Buhtz siegten 1929 und 1930 im Doppelzweier. Erst am 21. Juni 1931 war der Verein mit der Fertigstellung des Bootshauses und des Clubheimes am heutigen Platz wieder komplett.
Bootshaus der Rudervereinigung Alt-Werder zur Einweihung im Sommer 1931


Im Zuge der "Gleichschaltung" wurde 1933 der deutsche Sport "neu geordnet". Die Jugend von "Alt-Werder" ordnete sich in sogenannte Wehrformationen, vornehmlich der Marine-SA, ein. Mit Beginn des 2. Weltkrieges kam der Rudersport mehr und mehr zum Erliegen. Wieviele "Alt-Werderaner" zwischen 1939 und 1945 ihr Leben verloren, ist nicht bekannt.

1945 wurden durch die Direktive 23 der Allierten Kontrollbehörde "Sportorganisationen und solche Organisationen, die der militärischen bzw. vor-militärischen Körperertüchtigung dienen (Klubs, Vereine, Anstalten und andere Organisationen) und die in Deutschland vor der Kapitulation bestanden", verboten. Sie waren bis zum 1. Januar 1946 aufzulösen.

Das Bootshaus von "Alt-Werder" blieb neben dem "Schweizer Haus" des M.R.C. als einziges ohne nennenswerte Kriegsschäden. Die Gründung einer FDJ-Rudergruppe (FDJ - Freie Deutsche Jugend) im Januar 1946 machte es möglich, wieder Rudersport in Buckau zu betreiben. Aus den früheren Klubs schlossen sich viele Mitglieder an. Der Krieg hatte Eigentumsbegriffe verschoben, sodass es schwieriger Vehandlungen bedurfte, um ausgelagerte, wenn auch inzwischen beschädigte Boote zurückzubekommen. Den inzwischen wieder auf über 100 angewachsenen Mitgliedern wurde vorerst mit diesem einzigen Fahrzeug jeweils nur eine kurze Fahrt erlaubt, um jedes in den Genuss des Ruderns zu bringen. Wegen Gerätemangel mussten Neuaufnahmen von Mitgliedern einige Zeit gesperrt werden.
Doch es ging schnell aufwärts - bis im Februar 1948 sämtliche instandgesetzten Boote als Wiedergutmachung abgegeben werden mussten. Der Krieg hatte die Mitglieder im Nehmen hart gesotten, und schon in der nächsten Monatsversammlung beschlossen 121 anwesende Mitglieder abermaligen Neuanfang. Maßgeblichen Anteil an der Wiederbelebung hatten dabei die Gebrüder Staufenbiel - Edu, Ise und Carl, "Mine" Brandt, Kurt Hummel, "Karo" Bremer, Fritz Memmert und Lutz Heinemann. Die ehemalige Ruder-Vereinigung "Alt-Werder" wurde Sektion Rudern in der Betriebssportgemeinschaft Motor Magdeburg (später Motor Magdeburg Südost) und setzte schnell ihre Rennsporttradition fort.

Ende der 50er Jahre wurde durch politischen Beschluss das Rudern zum neuen Leben erweckt. Neuzugründende Sportclubs sollten der DDR zu sportlichem Ruhm verhelfen. 1959 delegierte die damalige BSG Motor Magdeburg Südost (MSO) ihre erfolgreichsten Ruderer zum damaligen Sportclub Aufbau Magdeburg. Wieder wurde eine kontinuierliche Entwicklung durch äußere Einflüsse unterbrochen.

In den 70er Jahren entwickelte sich MSO insbesondere durch das Engegement von Jürgen Sternstein zum Nachwuchsleistungszentrum. Hans-Jürgen Herbrand wurde hauptamtlicher Trainer, 1989 folgte ihm Olaf Wiedfeldt, und MSO wurde als "Bezirkstrainingszentrum (BTZ)" zur Talenteschmiede des SC Magdeburg.

Mit der politischen Wende 1990 war absehbar, dass der Sport in der ehemaligen DDR sich erneut völlig neu aufstellen muss. Die Mitglieder der Sektion Rudern gründeten die alte Rudervereinigung Alt-Werder neu und passten die Strukturen an das Vereinsrecht an. Der Verein wurde wieder Mitglied im Deutschen Ruderverband.